Todes-Bakterium breitet sich aus – wie groß ist die Gefahr für uns alle?

Ein Bakterium geht um – und es tötet.Drei Menschen sind bereits gestorben, viele schweben in Lebensgefahr. In Hamburg breitet sich der Hib-Erreger rasant aus. Zuletzt hat es Obdachlose und Suchtkranke getroffen. Jetzt fragen sich viele: Könnte ich der Nächste sein?Plötzlich trifft es ErwachseneDer Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist eigentlich ein altbekanntes Bakterium. Doch was jetzt in Hamburg passiert, ist alles andere als normal. Hib gilt eigentlich als Kinderkrankheit. Doch jetzt trifft es Erwachsene zwischen 26 und 58 Jahren – viele von ihnen suchtkrank, wohnungslos, unterernährt.Drei Menschen sind bereits gestorben.

„Die aktuell betroffene Personengruppe ist bisher nicht als Risikogruppe für Hib-Infektionen bekannt gewesen. Wir gehen davon aus, dass insbesondere Drogenkonsum, Begleiterkrankungen oder auch Mangelernährung in diesem Zusammenhang eine invasive Erkrankung mit Hib begünstigen“, sagt Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut im Interview mit RTL.13 eindeutig zugeordneten Fällen leben neun in Hamburg, zwei in Mecklenburg-Vorpommern, je eine Person in Niedersachsen und Berlin.Fast alle erlitten eine Lungenentzündung, neun entwickelten eine Blutvergiftung, bei einer Person wurde eine Hirnhautentzündung diagnostiziert.Auch gesunde Menschen tragen den Erreger in sichObwohl bisher nur bestimmte Gruppen schwer erkranken, kann Hib auch bei gesunden Menschen im Körper lauern und weitergegeben werden!„Erwachsene können mit Hib im Nasenrachenraum besiedelt sein, Gesunde können den Erreger aber eliminieren”, so Glasmacher. Doch beim Husten, Niesen, sogar beim Teilen von Zigaretten oder Trinkflaschen kann das Bakterium durch Tröpfchen-Infektion übertragen werden – und bei Immunschwachen tödlich enden.

„Hib-Bakterien können eine Lungenentzündung, eine Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung verursachen. Diese Krankheiten müssen schnellstmöglich im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden“, warnt das RKI.RKI prüft neue ImpfempfehlungBesonders betroffen sind laut RKI „Menschen in Wohnungslosigkeit und Menschen, die am Hamburger Hauptbahnhof Drogen konsumierten.” Viele der Erkrankten waren ungeimpft. „Nur von wenigen Personen beim aktuellen Geschehen sind Angaben zum Impfstatus verfügbar, diese waren ungeimpft”, erklärt Glasmacher.Weil Hib in Deutschland eigentlich nur bei Kleinkindern eine Rolle spielt, ist die Impfung bislang nur für Kinder unter 5 Jahren oder bestimmte Risikogruppen vorgesehen. Doch jetzt reagiert das RKI:„Die STIKO berät aktuell zur Frage einer Impfung für bestimmte Risikogruppen.”Hamburg ist bereits aktiv geworden: Die Sozialbehörde organisiert Impfaktionen für gefährdete Menschen in Notunterkünften, Kliniken und Drogenhilfeeinrichtungen. Ziel ist es, die weitere Ausbreitung zu stoppen – bevor der Erreger noch mehr Leben fordert.