
Kerzen, Trauer, Fassungslosigkeit: Nach dem Fund eines toten Kindes, bei dem es sich vermutlich um den achtjährigen Fabian handelt, steht Güstrow unter Schock. Am Dienstagabend waren mehr als 600 Menschen zu einem Trauergottesdienst zusammengekommen. Vor der überfüllten Marienkirche stellten viele als Zeichen der Anteilnahme Kerzen ab und legten Plüschtiere nieder. Die Zusammenkunft sei ursprünglich als Fürbitte geplant gewesen, dass der seit Tagen vermisste achtjährige Fabian wohlbehalten zu seiner Familie zurückkehrt. Nun sei es darum gegangen, den Menschen einen Ort zu geben, wo sie mit ihrer Fassungslosigkeit, Verzweiflung und Trauer hinkönnen und Halt in der Gemeinschaft finden, sagte Gemeindepädagogin Christiane Hinrichs als eine der Initiatorinnen.Gewissheit erst durch rechtsmedizinische Untersuchung:Polizisten versperren einen Weg zum Fundort der Kinderleiche bei Klein Upahl.

Spaziergänger haben am Dienstagvormittag in einem Wald nahe Klein Upahl (Landkreis Rostock) südlich von Güstrow die Kinderleiche gefunden. Schon unmittelbar nach der grausamen Entdeckung hatten die Behörden wenig Zweifel an der Identität des Toten. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es Fabian ist, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Allerdings betonen die Behörden, dass erst eine rechtsmedizinische Untersuchung für letzte Gewissheit sorgen könne. Staatsanwaltschaft und Polizei gehen ersten Erkenntnissen zufolge von einem Fremdverschulden aus, was zwangsläufig strafrechtliche Ermittlungen nach sich zieht. Der Fundort wurde für weitere Ermittlungen weiträumig abgesperrt. Angaben zu möglichen Tatverdächtigen machten die Behörden nicht. “Wir stehen ganz am Anfang”, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rostock, Harald Nowack.Mutter und Vater werden betreut:Die Mutter von Fabian wird laut Polizei und Staatsanwaltschaft durch speziell geschultes medizinisches Personal betreut – ebenso der von ihr getrennt lebende Vater. Wie der Junge in den Wald gekommen ist, warum er sein Handy nicht dabei hatte, bleibt vorerst unklar. Ein Polizeisprecher bat die Nutzer und Nutzerinnen in den Sozialen Medien, “inständig, von weiteren Spekulationen und Mutmaßungen im Bereich der sozialen Netzwerke Abstand zu nehmen – auch aus Respekt vor der Familie des vermissten Jungen”.

Fundort in der Nähe der Wohnung des Vaters:Der Fundort liegt in der Nähe des Wohnorts von Fabians Vater.Die Polizei hatte in der Gegend bereits am Wochenende gesucht und die Suche ergebnislos abgebrochen.Davor hatte es Hinweise gegeben, dass Fabian sich möglicherweise auf den Weg zu seinem Vater gemacht hatte. Spürhunde hatten die Spur des Jungen laut Polizei bis zum Güstrower Busbahnhof verfolgt. An einer Bushaltestelle in der Nähe von Zehna, wo der Vater lebt, habe der Hund wieder angesetzt, hieß es am Wochenende. Der Hund habe dort eine Fährte gefunden, die sich in dem nahegelegenen Wald verloren habe.

Kind wurde seit Freitag vermisst:Der Achtjährige hatte am vergangenen Freitagnachmittag die Wohnung seiner Mutter verlassenund war zum vereinbarten Zeitpunkt am Abend nicht nach Hause gekommen. Die Mutter meldete ihn am selben Abend als vermisst. Daraufhin begann eine umfangreiche Suche nach dem Kind, an der mehrere Hundert Einsatzkräfte beteiligt waren. Sie suchten in Wäldern der Umgebung, in leer stehenden Häusern, in einem Gewerbegebiet. Nachbarn wurden von Beamten befragt und auch in Fabians Grundschule fanden Befragungen statt.Güstrows Bürgermeister Sascha Zimmermann (FDP) zeigte sich nach dem traurigen Fund tief betroffen. Die Nachricht habe in der gesamten Stadt tiefe Trauer und Anteilnahme ausgelöst: “In Gedanken bin ich bei der Familie, den Angehörigen und den Freunden von Fabian.”