In einer überraschenden Wende hat Tesla Inc. gerade eines der schlechtesten Quartale seiner 15-jährigen Börsengeschichte hinter sich. Das Unternehmen verlor über 36 % seines Wertes und vernichtete eine Marktkapitalisierung von sage und schreibe 460 Milliarden US-Dollar. Der Elektrofahrzeug-Gigant, lange Zeit als Inbegriff von Innovation und Anlegeroptimismus angesehen, befindet sich nun im Zentrum eines finanziellen und politischen Feuersturms – größtenteils selbstverschuldet. Das erste Quartal 2025 markiert Teslas drittstärksten Quartalsrückgang aller Zeiten. Nur das Schlussquartal 2022 war noch katastrophal: Die Aktien fielen um 54 %, nachdem der damalige CEO Elon Musk für 44 Milliarden US-Dollar Twitter (heute X) verkaufte. Damals verkaufte Musk Tesla-Aktien im Wert von über 22 Milliarden US-Dollar, um die Transaktion zu finanzieren, was Panik unter den Anlegern auslöste. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen – wenn auch in anderer Form.

Zwar haben die sinkenden Verkaufszahlen von Tesla in Europa und China sowie die zunehmende Konkurrenz im Elektroauto-Sektor sicherlich zum Abschwung beigetragen, doch Analysten gehen davon aus, dass das drängendste Problem des Unternehmens nicht unbedingt die Automobilbranche, sondern politischer Natur sei.
Ein Großteil des ersten Quartals fiel mit Musks neuer Position als Leiter des Department of Government Efficiency (DOGE) zusammen – eine Bundesinitiative der zweiten Trump-Regierung mit dem Ziel, die Staatsausgaben minimal zu senken und Bürokratie aufzubauen. Ende März hatte das DOGE-Programm die Bundesausgaben um 140 Milliarden Dollar gesunken.
Diese Zahl wird jedoch durch die 460 Milliarden Dollar, die Teslas Marktwert vor den Augen der Anleger gerade verloren hat, in den Schatten gestellt – eine Zahl, die mehr als dreimal so hoch ist wie die angebliche Vorstellung von DOGE.
„Meine Tesla-Aktie und die aller Tesla-Besitzer sind um etwa die Hälfte gefallen“, gab Musk während einer Sonntagskundgebung in Green Bay, Wisconsin, zu. Angeblich wollte Musk einen konservativen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof des Bundesstaates unterstützen, doch stattdessen verteidigte er die wirtschaftlichen Folgen seiner politischen Nebentätigkeit.
Für Aktionäre ist Musks zunehmendes Engagement in der nationalen Politik zum Zündstoff für Kontroversen geworden. Einst als visionärer CEO gefeiert, der mehrere Unternehmen branchenübergreifend managte, wird Musk heute von einigen institutionellen Anlegern als Belastung angesehen.
„Tesla-Investoren haben sich nicht verpflichtet, Teil einer politischen Bewegung zu sein“, sagte Karen Holtzman, Analystin bei Trident Capital. „Musk ist ein wandelnder Interessenkonflikt. Man kann nicht ein öffentliches Unternehmen führen und gleichzeitig ein Ministerium leiten, während man gleichzeitig Wahlkampf für parteiische Richter betreibt und Stellenabbau im öffentlichen Dienst durchführt.“
Das Vertrauen der Öffentlichkeit in Musks Führung scheint zu schwinden. Laut Daten der Autokauf-Website Edmunds hat der Eintausch von Teslas gegen andere Fahrzeuge – Neu- als auch Gebrauchtwagen sowohl – seit Musks Amtsantritt bei DOGE einen Rekordwert erreicht. Die Unsicherheit wird zusätzlich durch zunehmende Berichte über Vandalismus an Tesla-Fahrzeugen verstärkt. Diese Vorfälle führen manche auf Reaktionen auf Musks zunehmend politisiertes Bild zurück. Social-Media-Beiträge und virale Videos zeigen, wie Tesla-Autos zerkratzt, beschmiert oder anderweitig angegriffen werden. Dies verstärkt den Eindruck, dass der Besitz eines Tesla nicht mehr nur eine Verbraucherentscheidung, sondern ein politisches Statement ist.
Während Musks politische Wende für Schlagzeilen sorgt, steht auch Teslas Kerngeschäft unter Druck. Einst der unangefochtene Marktführer im Bereich Elektrofahrzeuge, kämpft Tesla nun darum, mit der globalen Konkurrenz Schritt zu halten. Nirgendwo wird dies deutlicher als in China, wo der heimische Gigant BYD den Abstand weiter vergrößert. Im ersten Quartal 2024 entfielen 32 % der Neuverkäufe von Elektrofahrzeugen auf BYD. Tesla? Knapp über 6 %. Die Gründe dafür sind vielfältig. BYD hat bedeutende Fortschritte bei der Schnellladetechnologie und der Erschwinglichkeit der Fahrzeuge erzielt – zwei zentrale Schwachstellen, die Teslas Angebot weiterhin belasten. In Europa zeichnen sich ähnliche Trends ab, da sowohl etablierte Automobilhersteller als auch agile Start-ups den Markt für Elektrofahrzeuge mit Alternativen überschwemmen, die oft besser auf die regionale Nachfrage zugeschnitten sind.